Integrierte Projektabwicklung (IPA)

Integrierte Projektabwicklung (IPA)

Die zunehmende Komplexität moderner Bauprojekte, insbesondere bei Großprojekten, erfordert eine neue Herangehensweise aller Beteiligten. Die Integrierte Projektabwicklung (IPA) bietet eine vielversprechende Möglichkeit, diesen Wandel vor allem im internationalen Baugeschäft zu unterstützen.

Im IPA-Prozess arbeiten Schlüsselakteure wie Auftraggeber, Planer und Ausführende als temporäres “Unternehmen auf Zeit” zusammen, um die beste Lösung für das Projekt zu finden. Diese Zusammenarbeit beginnt frühzeitig, geht über Unternehmensgrenzen hinaus und findet im Team statt. Ziel ist es, komplexe Projektabläufe zu optimieren sowie Baukosten und Bauzeiten effizient und für alle Beteiligten kalkulierbar zu gestalten.

IPA beruht auf mehreren Grundprinzipien: Alle Entscheidungen zu Kosten, Terminen und Qualitätsstandards werden gemeinsam und einstimmig nach dem Motto „Best for Project“ getroffen. Durch einen Mehrparteienvertrag mit geteilter Verantwortung für Chancen und Risiken werden die Interessen aller Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet – Erfolg ist nur gemeinsam möglich. Ein hohes Maß an Transparenz und ein solides gemeinsames Projektverständnis werden durch kollaborative Methoden wie Building Information Modeling (BIM) und Lean Management Prinzipien gefördert.

Eine kooperative Grundhaltung und die Bereitschaft zum kontinuierlichen Lernen fördern eine besondere Art der Zusammenarbeit, die von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist. Besonders positiv sind die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, eine konstruktive Fehlerkultur und lösungsorientierte Abstimmungsprozesse. Das gemeinsame Arbeiten aller Projektbeteiligten in einem Raum (Co-Location) unterstützt diesen Prozess zusätzlich. Die Vorteile dieser Art der Projektabwicklung, insbesondere bei komplexen Großprojekten, sind offensichtlich.

IPA kommt unserer Philosophie entgegen. Unsere Leistungsstärke und konzeptionelle Vielfalt beruht seit jeher auf diesem Ansatz, der alle Projektpartner durchgängig einbezieht und vernetzt. Von der klassischen Gebäudeplanung bis zur strukturgebenden digitalen Umgebung über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie.


Ingenieure und Ingenieurinnen tragen Mitverantwortung bei Entscheidungen von KI-Systemen

Ingenieure und Ingenieurinnen tragen Mitverantwortung bei Entscheidungen von KI-Systemen

Die EU hat am 21. Mai endgültig das Gesetz über künstliche Intelligenz, kurz KI („AI-Act“), verabschiedet. Damit haben die EU-Staaten erstmals Regeln für den Einsatz von KI festgelegt. Es ist das erste Gesetz dieser Art weltweit und kann einen globalen Standard für die Regulierung von KI setzen, heißt es vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Ein zentraler Punkt des Gesetzes ist, dass KI-Systeme möglichst transparent, nachvollziehbar und diskriminierungsfrei sein sollen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die KI-Systeme von Menschen überwacht werden – nicht von technischen Systemen. Damit soll die endgültige Entscheidung und Verantwortung in Menschenhand bleiben.

Ethische Grundsätze beachten

In seinen „Ethischen Grundsätzen des Ingenieurberufs“ aus dem Jahr 2021 stellt der VDI fest: „Ingenieurinnen und Ingenieure sind sich darüber bewusst, dass bei der Delegation operativer und strategischer Unterstützungs- und Entscheidungsleistungen an autonome KI-basierte Systeme die Verantwortung letztlich beim Menschen verbleiben muss.“ Der VDI hatte das Aufkommen der breiten KI-Nutzung und autonomer Systeme zum Anlass genommen, seine Ethische Grundsätze daraufhin zu überarbeiten und zu ergänzen. Eine weitere technische Standardisierung für KI ist notwendig.

Unabhängig davon sieht der VDI die großen Chancen, die Technologien auf der Basis von KI bieten. Es sollen zukünftig auch weiterhin auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen mit integrierter KI angeboten werden können. Deutschland liegt im Hinblick auf die Anzahl von Patenten aktuell weltweit auf dem zweiten Platz.

Strenge Vorgaben bei hohem Risiko

Der AI-Act schreibt vor, dass KI-Anwendungen nicht missbraucht werden dürfen. Ebenso muss der Schutz der Grundrechte gewährleistet sein. Gleichzeitig brauchen Wissenschaft und Wirtschaft Freiraum für Innovationen. Der AI-Act verfolgt hier einen sogenannten risikobasierten Ansatz. Das heißt, je höher das Risiko bei der Anwendung eingeschätzt wird, desto strenger sind auch die Vorgaben.

Ein inakzeptables Risiko stellen zum Beispiel KI-Systeme dar, die eingesetzt werden können, um das Verhalten von Personen gezielt zu beeinflussen und sie so zu manipulieren. Für sie gilt ein Verbot, genauso wie für KI-basiertes „Social Scoring“, also die Vergabe von Punkten nach erwünschtem Verhalten.

Es gibt außerdem eine Transparenzpflicht. Das heißt, künstlich erzeugte oder bearbeitete Inhalte (Audios, Bilder, Videos) müssen eindeutig als solche gekennzeichnet werden.

Hochriskante KI-Systeme – zum Beispiel in den Bereichen kritische Infrastruktur, Beschäftigung sowie Gesundheits- oder Bankenwesen – müssen eine Reihe von Anforderungen erfüllen, um für den EU-Markt zugelassen zu werden. Für Anwendungen mit einem geringen Risiko gelten lediglich eingegrenzte Transparenz- und Informationspflichten.

Sind wir in der EU ab sofort überreguliert?

Komplexität und Bürokratie: Die umfassenden Regelungen und Anforderungen könnten für Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), eine erhebliche bürokratische und finanzielle Belastung darstellen. Dies könnte die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen beeinträchtigen.

Innovationseinschränkungen: Strenge Regulierungen könnten die Entwicklung und Einführung neuer KI-Technologien verlangsamen. Insbesondere in Bereichen, die als hohes Risiko eingestuft werden, könnten lange Prüf- und Genehmigungsverfahren erforderlich sein.

Technologische Neutralität: Kritiker bemängeln, dass der AI-Act möglicherweise nicht technologisch neutral genug ist und bestimmte Technologien bevorzugt oder benachteiligt werden könnten. Dies könnte zu Ungleichgewichten im technologischen Fortschritt führen.

Globale Wettbewerbsfähigkeit: Es besteht die Sorge, dass zu strenge Vorschriften europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb benachteiligen könnten. Während die EU auf hohe ethische Standards setzt, könnten Unternehmen in weniger regulierten Märkten schneller und kostengünstiger agieren.

Fazit

Insgesamt stellt der AI -Act der EU einen bedeutenden Schritt in Richtung einer regulierten und ethisch verantwortlichen Nutzung von Künstlicher Intelligenz dar, birgt jedoch auch Herausforderungen hinsichtlich Bürokratie, Innovationskraft und globaler Wettbewerbsfähigkeit.


Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 4/4

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 4/4

Im Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer von der Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule Karlsruhe geht es um das Thema Building Information Modeling (BIM). Wir beleuchten den aktuellen Stand, zukünftige Entwicklungen, notwendige Voraussetzungen und die Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss. In unserem vierteiligen Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer diskutieren wir diese und weitere relevante Fragen rund um BIM.

Wo sehen Sie die wesentlichen Unterschiede, wenn Sie sich die BIM-Objekte von verschiedenen Bauzulieferern anschauen?
Das Wichtigste ist die Einhaltung der TGA-Richtlinie VDI 3805. Anhand dieser Richtlinie versucht die Branche, die gebäudetechnischen Komponenten herstellerneutral zu machen. Wenn wir also ein Produkt eines Herstellers nehmen würden, der den Standard nicht befolgt, dann hätten wir damit Probleme im Modell. Außerdem ist es wichtig, dass herstellerneutrale IFC-Datenformat zu bedienen. Die Stammdaten der Produkte müssen soweit optimiert sein, dass Fachplaner in der Lage sind, beispielsweise die Sanitärmodelle mit den Architekten optimal auszutauschen. Das heißt, nicht nur wir Gebäudetechniker sehen und verstehen, was das ist, sondern auch Architekten können die Daten in ihren Tagesplanungsmodellen ganz einfach einlesen.

In der TGA-Planung wird überwiegend mit der Software Revit von Autodesk gearbeitet. Warum ist ausgerechnet diese Software so verbreitet?
Es gibt auch andere gute Tools, aber Autodesk hat meiner Meinung nach einen sehr hohen Funktionsumfang, gerade im Bereich HLKS. Man muss es allerdings richtig anwenden können. Es ist ein Tool, das alle Gewerke bedient: Architektur, TGA, die Subgewerke, Brandschutzsimulation usw. Und es gibt verhältnismäßig wenige Schnittstellenprobleme mit anderen Tools innerhalb des Autodesk-Universums. Autodesk kommt allerdings aus den USA, deshalb sind noch nicht alle deutschen Normen und Richtlinien enthalten.

Was wünschen Sie sich konkret von Zulieferern?
An erster Stelle: die Größe der Familien reduzieren. Die geometrische Darstellungsweise müsste optimiert werden, damit die Modelle weniger schwerfällig werden. Außerdem stehen die Parametrisierung über den Lebenszyklus und die Ökobilanzdaten auf der Wunschliste. Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, dieses Thema müsste deshalb aus meiner Sicht als nächstes angegangen werden.

Was würden Sie sich als TGA-Planer für die Zukunft in der BIM-Thematik ganz allgemein wünschen?
Meine beiden größten Wünsche: Dass dem Thema mehr Offenheit entgegengebracht und einfach mal ausprobiert wird. Dann wünsche ich mir noch, dass wir uns auf einen einheitlichen Standard festlegen. Wie schon am Anfang gesagt, die Überwindung der unterschiedlichen Welten, mit der wir im DACH-Raum leben. So viele Optionen zu haben ist zwar gut, aber das macht die Arbeit auch oft unnötig komplex an den Schnittstellen.

Wie stehen Sie zur „Glaubensfrage“ Open BIM vs. Closed BIM?
Bei Closed BIM nutzt man die proprietären Daten eines Herstellers, Autodesk zum Beispiel. Alle Beteiligten bleiben also in der Autodesk-Welt. Dadurch beherrscht man die Schnittstellen, man kann sich optimal austauschen. Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Closed-BIM-Projekt und einem Open-BIM-Projekt, tendiere ich zum Closed-Projekt, weil es da einfach weniger knirscht und wir für uns alles Notwendige umsetzen können. Jeder ist unterm Strich glücklicher mit der Gesamtsituation, weil es funktioniert. Bei Open BIM ist man zwar in der Lage mit allen zusammenzuarbeiten, egal mit wem. Aber man hat mehr Schnittstellenprobleme, daher muss man abwägen. Jedoch bin ich der Meinung, dass kein Weg an Open BIM vorbeiführt, denn die Datenintegrität und die vollumfängliche Funktionalität wird nur gewährleistet, wenn alle Parteien in ihren Tools der Wahl arbeiten können und sich nicht von einem Hersteller abhängig machen. Und ganz sicher weiß man es immer erst hinterher, wenn man den Weg schon gegangen ist.

Das war der 4. und letzte Teil des Interviews. Über unsere Social-Media-Kanäle halten wir Sie über weitere spannende Blog-Beiträge auf dem Laufenden.


Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 3/4

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 3/4

Im Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer von der Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule Karlsruhe geht es um das Thema Building Information Modeling (BIM). Wir beleuchten den aktuellen Stand, zukünftige Entwicklungen, notwendige Voraussetzungen und die Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss. In unserem vierteiligen Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer diskutieren wir diese und weitere relevante Fragen rund um BIM.

Welche Rolle spielen bei BIM die gestiegenen Anforderungen an Bauzulieferer?
Ich würde nicht sagen, dass sie gestiegen sind, sie haben sich eher verändert. Zulieferer müssen nach wie vor das gleiche liefern, nur in einer anderen Form. Wenn der Hersteller die gelieferten Objekte so parametrisiert, also mit hohen Informationen versieht, dass wir sie direkt in unser Modell integrieren und dort unsere Berechnungen durchführen können, dann hilft uns das sehr. Vorausgesetzt, das funktioniert mit unserer Software-Topologie und den Schnittstellen. Wenn wir Zulieferer haben, die uns bei dieser Methode unterstützten und uns die Stammdaten zur Verfügung stellen, mit denen wir gut arbeiten können, nehmen wir die liebend gerne. Der Zulieferer muss nur sicherstellen, dass er die State-of-the-Art-BIM-Methode auch wirklich umsetzen kann.

Wie meinen Sie das?
Ich meine damit, dass Zulieferer verstehen müssen, was dem BIM-Planungsprozess nützt und was nicht. Zum Beispiel sind manche Stammdaten, sogenannte Familien, die uns Hersteller zur Verfügung stellen, einfach zu groß. In manchen Objekt-Familien macht nur das Logo den Großteil der Daten aus. Nehmen wir an, die Familie ist 4 MB groß. Entfernen wir das Logo, ist die Familie nur noch 1 MB groß. Wenn von dieser Art 1.000 Familien im Modell enthalten sind, geht die Performance des Modells in die Knie und es ist nicht mehr bearbeitbar. Natürlich ist es aus Sicht des Herstellers schön, wenn sein Logo drauf ist, das hilft aber nicht bei der Planung.

BIM wird in verschiedenen Ländern unterschiedlich gelebt. Während in einigen Ländern bereits rechtliche Grundlagen geschaffen werden, hinken andere hinterher. Warum wird BIM in der DACH-Region nicht so angewandt wie zum Beispiel in den Niederlanden, Großbritannien oder in den Golfstaaten?
Normen, Standards und der Umgang damit spielen da eine große Rolle. Die sind sehr wichtig, damit sich BIM weiterentwickeln kann. Viele Wege führen nach Rom und gerade bei BIM gibt es sehr viele Möglichkeiten. Zudem müssen wir uns noch auf mehr Standards einigen. In anderen Ländern ist man da schon weiter. Standards sind wichtig, um die Effizienz sicherzustellen. Denn bei BIM kann im Prinzip jeder seinen eigenen Weg gehen. Wenn das aber jeder machen würde, müssten wir uns bei jedem Projekt neu ausrichten, das funktioniert nicht. Standards sind vor allem wichtig, um diejenigen abzuholen, die noch keine Berührungspunkte mit der BIM-Methode hatten. Für die gäbe es dann schwarz auf weiß verbindliche Richtlinien. Dann wären die Leitplanken gesetzt und alle würden in die gleiche Richtung laufen. Die Niederlande haben speziell für Autodesk Richtlinien erstellt, dafür gibt es eine offene Community. Es geht nicht um staatliche Richtlinien, schließlich geht es um ein herstellerspezifisches Softwaretool. Aber immerhin haben sich die Niederländer komplett auf Standards für Autodesk Revit geeinigt. In Deutschland dagegen sind wir noch sehr offen, weswegen wir uns nicht auf nur eine Software festlegen können. Das macht die Weiterentwicklung wesentlich komplexer, in Deutschland wollen wir uns nicht festlegen und somit keine Abhängigkeit generieren.

Manche sagen, man könnte doch einfach weiterhin mit 3D CAD planen und konventionell bauen. Schließlich haben wir darin jahrzehntelange Erfahrung. Was entgegnen Sie dieser Argumentation?
Aus meiner Sicht ist BIM, Industrie 4.0 am Bau, wenn Sie so wollen, nicht mehr aufzuhalten. Ein gutes Argument sind die Lieferketten. Ein Plan, auf dem alles draufsteht, was man braucht, wäre komplett überfüllt, man könnte darauf nichts mehr lesen. Man müsste zig Pläne erstellen, um alles so zu kommunizieren, dass alle Beteiligten Bescheid wissen. Ein BIM-Modell ist dagegen sehr intuitiv, mit allen Informationen bestückt oder verlinkt. Das hilft bei den Lieferketten enorm, weil die Informationen zentral im Modell vorliegen.

BIM bietet aber auch andere Vorteile. So ist etwa die Simulation des Lebenszyklus möglich. Das schafft Zeit- und Kostensicherheit, was den Betrieb des Gebäudes betrifft. Die BIM-Modelle beinhalten ja zunächst nur Kostenschätzungen und -berechnungen. Aber man kann lebenszyklusoptimiert planen, indem man genau sieht, welche Objekte welche Betriebskosten verursachen oder welche Instandhaltungsmaßnahmen zu beachten sind. So ganzheitlich sind wir in der Praxis zwar noch nicht, aber da geht die Reise hin.

Das Thema Nachhaltigkeit gehört auch dazu. Mit Ökobaudat, einer öffentlichen Datenbank des Bundesinnenministeriums, kann man zum Beispiel Datensätze zur Ökobilanz herausziehen und diese mit den Objekten verknüpfen. So lässt sich prüfen, wie nachhaltig ein Gebäude über den gesamten Lebenszyklus wirklich ist – von der Planung über den Bau bis zum Abriss und der Wiederverwertung der Komponenten. Für die Simulation, die man auf Basis eines solchen Modells durchführen kann, braucht man sehr viele Informationen: Standortdaten, Nutzerdaten, Herstellerdaten usw. Die müssen irgendwo zentral liegen, das geht mit einem BIM-Modell ganz einfach.

Gebäude werden durch das Internet of Things immer stärker digitalisiert. Was kann BIM in diesem Zusammenhang leisten?
Es ist erforderlich, für die Beratungs- und Planungsunterstützung software-erweiternde Tools anzubieten, weil Produkte durch das IoT immer komplexer werden. Die Software zum Betreiben des Gebäudes muss auch in der Lage sein zu wissen, wo sich welches Produkt befindet. Da ist vielleicht irgendwo ein Sensor drin, aber die Software muss auch wissen, wo genau und wann es gewartet werden muss. Diese Informationen hängen alle an den Familien.

Das war Teil 3 des Interviews. Über unsere Social-Media-Kanäle halten wir Sie gerne auf dem Laufenden.


Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 2/4

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 2/4

Im Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer von der Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule Karlsruhe geht es um das Thema Building Information Modeling (BIM). Wir beleuchten den aktuellen Stand, zukünftige Entwicklungen, notwendige Voraussetzungen und die Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss. In unserem vierteiligen Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer diskutieren wir diese und weitere relevante Fragen rund um BIM.

Kennen Sie Projekte, bei denen die BIM-Methode konsequent über den gesamten Bau- und Lebenszyklus eines Gebäudes umgesetzt wird?
Bei der TMM Group haben wir Projekte umgesetzt, die mit der BIM-Methode geplant, aber auf der Baustelle nicht weitergeführt wurden. Andererseits hatten wir Projekte, die wir nachträglich digitalisiert haben. Da wurde erst am Ende der Bauzeit das BIM-Modell erstellt, weil es für den Betrieb des Gebäudes gebraucht wurde. Dann haben wir den Bestand gescannt, das Gebäude entsprechend modelliert und die Objekte mit den betriebsrelevanten Daten angereichert. Das Modell wurde dann in die Betreibersoftware überführt, so konnte das Gebäude optimal betrieben werden.

Welche Erfahrungen haben Sie in „echten“ und komplett mit der BIM-Methode durchgeführten Bauprojekten bisher gemacht?
Unsere Erfahrungen sind sehr positiv. Wir haben einen sehr hohen Effizienzgrad, die Zentralisierung des Wissens zahlt sich aus. Wir haben uns im Vorfeld mit den Fachplanern abgestimmt, so dass die Schnittstellen funktionieren. Wir haben komplett modellbasiert kommuniziert, entsprechend keinerlei Pläne erstellt. Hätten wir zusätzlich noch Pläne erstellen müssen, wäre das ein großer manueller Aufwand gewesen. Diese 2D-Arbeiten hatten wir nur am Ende der Leistungsphase, weil das hier gesetzlich vorgeschrieben ist. Ich bin davon überzeugt, dass die jeweiligen Bauherren noch nie vorher in der Lage waren, sich so gut in ein Projekt einzubinden. Alles ist intuitiv verständlich und alle können auf eine gemeinsame Datenplattform zugreifen: Dalux. Mit dem integrierten Online-Viewer kann jeder einfach auf das Modell schauen und zum Beispiel Fragen dazu stellen. Das optimiert die Kommunikation und folglich auch die Kollaboration wesentlich.

Haben Sie ein Beispiel für den erreichten Effizienzgrad?
Nehmen wir zum Beispiel die Schlitz- und Durchbruchsplanung. Ein Bauprojekt hatte etwa 5.000 Quadratmeter Fläche. Das ist nicht so enorm groß, trotzdem ist eine Menge TGA enthalten. Wenn eine Person die Schlitz- und Durchbruchsplanung machen müsste, wäre sie sicher drei Monate damit beschäftigt. Mit einem Tool, das wir seinerzeit getestet und eingesetzt haben, konnten wir diese Zeit auf eine Woche reduzieren. Das ist ein immenser Effizienzgewinn, vorausgesetzt es funktioniert und es knirscht softwareseitig nicht an den Schnittstellen.

Wo sehen Sie den größten Unterschied in der Entwicklung, von der 3D-Planung hin zu BIM?
Das Entscheidende steckt im Namen: BIM bedeutet Building Information Modelling. Der wesentliche Unterschied liegt also in der enthaltenen Information. Auch in CAD kann man 3D-Modelle erstellen. Bei BIM „weiß“ aber die Wand, dass sie eine Wand ist, ein Fenster, dass es ein Fenster ist und ein WC, dass es ein WC ist. An den Objekten hängen auch die ganzen Informationen dazu. Das können zum Beispiel die Einbauzeit, die Kosten, die U-Werte oder der Energiedurchlassgrad sein. All das, was normalerweise vom Produkthersteller auf Papier in irgendeiner Schublade liegen würde oder als PDF irgendwo auf dem Server. Bei BIM sind die Informationen schon im Modell integriert.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Bauzulieferer?
Die größte Herausforderung für Zulieferer ist es, die Schnittstellen zu bedienen. Prinzipiell sollten sie ein Interesse daran haben, dass ihre Produkte im Gebäudemodell enthalten sind. Momentan achten Zulieferer nur darauf, dass die Planer mit den BIM-Daten für die Planung arbeiten können. Die Anforderungen sind allerdings vielfältiger. Zusätzliche Aspekte wie Ökobilanz, Lebenszykluskosten usw. sehen die meisten noch nicht. Außerdem sind die lebenszyklusübergreifenden Informationen nur ein Aspekt. Ein anderer Aspekt ist die geometrische Darstellung der Objekte. Die Objekte müssen derart aufbereitet sein, dass sie den relevanten Detaillierungsgrad für den jeweiligen Anwendungsfall bieten und auch die Komplexität ausreichend genau halten. Derart kann sichergestellt werden, dass auch mit anderen Tools eine Integration möglich ist. Sie sollten im Idealfall so aufbereitet sein, dass sich die verschiedenen Tools für Berechnungen oder Simulationen die benötigten Informationen aus den Familien herausziehen können. Grundsätzlich gilt: So kompliziert wie nötig und so einfach wie möglich.

Das war Teil 2 des Interviews. Über unsere Social-Media-Kanäle halten wir Sie gerne auf dem Laufenden.


Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 1/4

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer, Fakultät für Architektur und Bauwesen, Hochschule Karlsruhe - Teil 1/4

Im Interview mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer von der Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule Karlsruhe geht es um das Thema Building Information Modeling (BIM). Wir beleuchten den aktuellen Stand, zukünftige Entwicklungen, notwendige Voraussetzungen und die Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss. In unserem vierteiligen Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wimmer diskutieren wir diese und weitere relevante Fragen rund um BIM.

Herr Prof. Wimmer, wann kamen Sie das erste Mal mit BIM in Berührung?
Das war 2014, als ich einem Kommilitonen half, seine Masterarbeit zu schreiben. So erfuhr ich zum ersten Mal von der Digitalisierung von Bauprozessen. Seitdem beschäftige ich mich mit BIM. Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass unsere konventionelle Art zu Arbeiten verbesserungsfähig ist: der althergebrachte, planbasierte Prozess, die Datenlage dazu und das asynchrone Arbeiten aller Projektbeteiligten. Als ich zum ersten Mal gesehen habe, welche Möglichkeiten ein BIM-Modell eröffnet, wurde mir klar, wie gut man alles zentralisieren kann. Und ich fragte mich, warum das nicht jeder so macht. Nach der anfänglichen Begeisterung stellte ich dann fest, dass der Teufel im Detail steckt. So habe ich mich durch die Thematik durchgebissen und mir langsam ein Know-how aufgebaut. Mittlerweile gebe ich mein Wissen an die Studierenden der Hochschule Karlsruhe, Fakultät für Architektur und Bauwesen, weiter. Aber BIM bleibt ein Prozess, denn Digitalisierung ist nie zu Ende. Begeistert bin ich nach wie vor, doch die ganze Sache ist aus heutiger Sicht wesentlich komplexer. BIM in der Theorie funktioniert sehr gut, nur stellt uns die Praxis manchmal vor gewisse Herausforderungen. Alles in allem hilft uns BIM die drei K’s, wie ich sie nenne, zu optimieren: Kommunikation, Koordinierung und Kollaboration.

Was macht für Sie die Bedeutung von BIM aus?
In einem Wort: Nähe. Alle arbeiten viel näher zusammen. BIM-Modelle machen es wesentlich einfacher, alle Informationen intuitiv zu verstehen. Wenn man einen CAD-Plan mit mehreren Ebenen vor sich hat, ist das nicht ohne weiteres möglich. Unterschiedliche Informationen wie Linien, Schraffuren, Farben und Texte muss man erstmal interpretieren. Ein 3D-Modell ist hingegen intuitiv verständlich: Ich klicke drauf und weiß, was das Objekt sein soll. Ich verstehe die Zusammenhänge sofort. Das Wichtigste für mich ist, dass man im BIM-Modell die Informationen an zentraler Stelle gestalten kann. Man darf dabei aber auch nicht den Fehler machen zu glauben, dass alles im Modell enthalten sein sollte. Die Branche spricht gerne von der „Single Source of Truth“, also einer einzig gültigen Datenquelle. Das ist zwar richtig, wenn man das BIM-Modell als Datendrehscheibe versteht. Aber viele Informationen sollten darin nicht enthalten sein, sondern lediglich verlinkt werden. Wetterdaten zwecks Simulation sind ein gutes Beispiel: Die ins Modell reinzunehmen, ergibt keinen Sinn.

Sie arbeiten nun schon seit vielen Jahren mit der BIM-Methode. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für eine flächendeckende Umsetzung?
Die größte Herausforderung ist das Umdenken in den Köpfen der Menschen. Die Akteure müssen dafür aus ihrer Komfortzone heraus. Sie müssen sich dem Thema annehmen, um die Vorteile zu sehen. Auf die Frage, warum wir überhaupt etwas ändern sollen, bringe ich gerne das plakative Beispiel von Google Maps. Wir fahren heute alle wie selbstverständlich mit Google Maps herum. Und dass, obwohl wir mit dem ADAC-Straßenatlas doch auch gut angekommen sind. Genau so ist das auch mit der Planung: der Straßenatlas ist planbasiert, Google Maps ist komplett digitalisiert. Das ist nur ein simples Beispiel, das einfach zeigt, was es bringt, wenn man alle Informationen digitalisiert. Und genau so ist es auch mit der BIM-Methode. Wir sollten nicht mehr planbasiert arbeiten, weil das einfach große Nachteile hat. Theoretisch funktioniert es, aber modellbasiertes Arbeiten funktioniert wesentlich besser. Klar, ist es noch ein weiter Weg, bis alles optimal läuft. Aber es geht erstmal um diesen Transformationsprozess in den Köpfen. Das ist das Schwierigste.

Ist tatsächlich Akzeptanz das Problem?
Ja, klar. Viele erfahrene Ingenieure haben sehr junge Teams, die eine Affinität zu Technik haben, die neue Tools anwenden und auch Lust haben zu experimentieren. Denen fehlt aber die Praxis. Also müssen sie mit den erfahreneren Ingenieuren zusammenarbeiten. Die wiederum sehen nicht die Vorteile, weil sie an den traditionellen Arbeitsweisen hängen. Deshalb muss man beide Gruppen zusammenbringen. Mit den erfahrenen Ingenieuren muss man oft viel diskutieren. Sie sind manchmal argumentativ überlegen. Das ist ein Lernprozess für alle. Man kann nicht alles auf einmal umkrempeln und sagen, „so, jetzt machen wir BIM“. Da muss man geduldig und kleinteilig rangehen, Schritt für Schritt.

Wie erklären Sie sich die niedrige Durchdringung mit BIM in der DACH-Region?
Das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass wir in diesem Teil der Welt haargenau planen. In der Software-Entwicklung gibt es die Ansicht, dass, wenn etwas in Deutschland funktioniert, es überall funktioniert. Wir wollen auf der Baustelle eben keine bösen Überraschungen erleben. Es liegt aber vielleicht auch an der softwaretechnischen Seite. International gesehen gibt es einen dominanten Player, mit dem international am meisten gearbeitet wird: Autodesk. Das macht die Sache technologisch einfacher, weil es dann nur wenige Schnittstellenprobleme gibt. Ich vergleiche das mit der Microsoft- und der Apple-Welt. Beides zusammen funktioniert auch nicht hundertprozentig. Wenn man da Daten austauscht, dann knirscht das schon mal an der Schnittstelle. Bleibt man bei diesem Vergleich, dann arbeiten international gesehen alle mit Apple und wir in Deutschland mit beidem, Microsoft und Apple. In Deutschland gibt es viele unterschiedlichen Tools, die für ihren jeweiligen Zweck und Anwendungsfall großartig sind. Aber es war historisch gesehen nie gedacht, dass sie interoperabel zusammenarbeiten. Mit der BIM-Methode wird jetzt diese Möglichkeit geschaffen. Es werden nachträglich Schnittstellen etabliert, damit sich die Tools untereinander austauschen können. Das ist ein Prozess auf der softwaretechnischen Seite, der einfach Zeit braucht. Auf der Anwendungsseite planen wir sehr komplex. Wir haben zum Beispiel sehr viele Beteiligte in unseren Projekten. In den USA gibt es eine überschaubare Anzahl großer Bauunternehmen, in Deutschland sind es wesentlich mehr. Unser Markt ist einfach sehr viel komplexer.

Wo sehen Sie bei dieser komplexen Ausgangssituation die größten Herausforderungen von BIM?
In Deutschland sind es tatsächlich die erwähnten softwaretechnischen Unterschiede und die Problematik der Schnittstellen. Das kann teilweise viel Zeit kosten. Die anderen Ingenieursaufgaben warten nicht. Wir haben nicht deshalb mehr Zeit, nur weil es ein BIM-Projekt ist, sondern im Gegenteil: Wir wollen ja schneller und effizienter sein. Und wenn es an den Schnittstellen hakt und wir manuell nacharbeiten müssen, ist das ärgerlich. Mit steigender Erfahrung haben wir aber auch das immer besser im Griff.

Wie verhält sich die Anwendung von BIM im Vergleich zwischen Planung und Bau?
Die Planung ist auf jeden Fall schon weiter. Schließlich sitzen die Planer öfter vor Rechnern, das macht den Zugang einfacher. Auf der Baustelle hingegen ist der Bauleiter froh, wenn er einen Plan hat. Er schaut, dass alles an seinem Platz ist und funktioniert, dann ist gut. Nichtsdestotrotz versuchen wir, auch auf der Baustelle komplett modellbasiert zu arbeiten, zum Beispiel mit Unterstützung von Augmented Reality. Aber die Kollegen müssen dazu geschult werden, und sie müssen auch genügend Zeit für die Schulungen bekommen und das Verständnis dafür mitbringen. Das wird mit der Zeit auch kommen. Ich bin davon überzeugt, dass das wesentlich effizienter ist als mit einem Plan.

Das war Teil 1 des Interviews. Über unsere Social-Media-Kanäle halten wir Sie gerne auf dem Laufenden.


Die Zukunft des Bauwesens: Integrale Projektabwicklung

Die Zukunft des Bauwesens: Integrale Projektabwicklung

In der Baubranche steht die Integrale Projektabwicklung (IPA) für einen Paradigmenwechsel, der die Art und Weise, wie Bauprojekte geplant, koordiniert und umgesetzt werden, revolutioniert. Diese innovative Herangehensweise integriert alle relevanten Akteure, Prozesse und Informationen von Anfang an und ermöglicht so eine effizientere und ganzheitlichere Abwicklung von Bauprojekten. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Bedeutung und die Vorteile der Integralen Projektabwicklung für die Baubranche.

Was ist Integrale Projektabwicklung?

Die Integrale Projektabwicklung (IPA) ist ein ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, alle relevanten Stakeholder eines Bauprojekts von Anfang an einzubeziehen und gemeinsam an der Planung, Umsetzung und Fertigstellung des Projekts zu arbeiten. Im Gegensatz zu traditionellen Ansätzen, bei denen die verschiedenen Gewerke oft isoliert voneinander arbeiten und erst in späteren Phasen des Projekts zusammenkommen, fördert die IPA eine enge Zusammenarbeit und Koordination aller Beteiligten von Anfang an.

Die Vorteile der integralen Projektabwicklung

  1. Effizienzsteigerung: Durch die frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure können potenzielle Probleme und Engpässe bereits in der Planungsphase identifiziert und behoben werden, was zu einer insgesamt effizienteren Abwicklung des Projekts führt.
  2. Kosteneinsparungen: Eine bessere Koordination und Planung reduzieren das Risiko von Verzögerungen und Nacharbeiten, was wiederum zu Kosteneinsparungen führt. Darüber hinaus können durch die frühzeitige Identifizierung von Optimierungspotenzialen und effizienteren Arbeitsabläufen die Gesamtkosten des Projekts reduziert werden.
  3. Qualitätsverbesserung: Die enge Zusammenarbeit und Abstimmung aller Beteiligten ermöglicht eine bessere Qualitätssicherung und -kontrolle während des gesamten Bauprozesses. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit von Baumängeln und -fehlern verringert, was zu einem qualitativ hochwertigeren Endprodukt führt.
  4. Kundenorientierung: Durch die Einbeziehung des Kunden in den Planungs- und Entscheidungsprozess können deren Bedürfnisse und Anforderungen besser berücksichtigt werden. Dies führt zu einer höheren Kundenzufriedenheit und stärkt die Kundenbindung.
  5. Nachhaltigkeit: Die IPA ermöglicht eine ganzheitlichere Betrachtung der ökologischen und ökonomischen Aspekte eines Bauprojekts, was zu nachhaltigeren Lösungen führen kann. Durch die frühzeitige Einbindung aller relevanten Fachleute können ökologische und energetische Standards von Anfang an berücksichtigt werden.

Fazit

Die Integrale Projektabwicklung stellt zweifellos eine vielversprechende Zukunft für die Baubranche dar. Durch die enge Zusammenarbeit und Koordination aller Beteiligten von Anfang an können Bauprojekte effizienter, kostengünstiger, qualitativ hochwertiger und nachhaltiger realisiert werden. Die IPA erfordert jedoch ein Umdenken und eine Veränderung der etablierten Arbeitsweisen und Organisationsstrukturen in der Baubranche. Es ist daher entscheidend, dass alle Beteiligten offen für Innovationen sind und bereit sind, die Chancen zu ergreifen, die die Integrale Projektabwicklung bietet.


Gebäudeenergiegesetz und Gebäudeautomation

Gebäudeenergiegesetz und Gebäudeautomation

Das seit Jahresbeginn geltende Gebäudeenergiegesetz (GEG) legt unter anderem Mindestanforderungen an die Gebäudeautomation in Nichtwohngebäuden fest.

Mit Gebäudeautomation die Energieeffizienz steigern

Das GEG 2024 stellt mit § 71a die Gebäudeautomation als Möglichkeit für einen energieeffizienten, wirtschaftlichen und sicheren Betrieb bei gleichzeitiger Entlastung des Betriebspersonals in den Mittelpunkt. Neu zu errichtende Nichtwohngebäude müssen ab Anfang 2024 einen Mindestautomatisierungsgrad erfüllen. Nichtwohngebäude im Bestand mit einer Heizungs- oder Klimaanlage > 290 kW müssen bis Ende 2024 mit einem Mindest-Automationsgrad nachgerüstet werden. Dieser Mindest-Automationsgrad umfasst zum einen das Erreichen des Automationsgrades B nach DIN V 18599-11 für die Gewerke Heizung/Kühlung und zum anderen den Einsatz standardisierter Protokolle zur system- und herstellerübergreifenden Kopplung aller Systeme und Anwendungen.

Mindestens Klasse B

Eine Entscheidung zugunsten Gebäudeautomation bedeutet eine Chance zu höherer Energieeffizienz und gleichzeitig höherem Komfort für die Nutzer. Die DIN EN 15232 – auch oft verkürzt als EN 15232 bezeichnet – ermöglicht es, das energetische Einsparpotenzial durch Gebäudeautomation zu ermitteln. Sie enthält im Wesentlichen eine Checkliste, die die Gewerke Heizung, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Verschattung und Managementfunktionen systematisch hinterfragt. Noch einmal zur Erinnerung: Der Mindest-Automationsgrad liegt bei „Klasse B“. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass auch für alle anderen Gewerke Handlungsbedarf besteht.

Klasse A: hoch energieeffizientes Gebäudeautomationssystem (GA-System) und Technisches Gebäudemanagement (TGM)
Klasse B: erweitertes GA-System und einige spezielle TGM-Funktionen
Klasse C: Standard GA-System
Klasse D: GA-System, das nicht energieeffizient ist

Ohne Gebäudeautomation geht es nicht

Ohne Gebäudeautomation ist ein energieeffizientes Gebäude kaum zu realisieren. Somit stellt sich nicht die Frage nach dem „ob“, sondern nach dem „wie“. Dies wiederum sollte projektindividuell entschieden werden. Dazu steht mit der EN 15232 bzw. ISO 52120 eine anwendbare Norm zur Verfügung, mit der sich der Grad der Automation erfassen und bewerten lässt. Über darauf basierende Checklisten und andere Tools lassen sich zudem Varianten vergleichen und das energetische Einsparpotenzial konkret berechnen.

Unsere Expert*innen begleiten Sie gerne durch diesen Prozess.


Neues Jahr, lohnender Ansatz…dranbleiben

Neues Jahr, lohnender Ansatz…dranbleiben

BIM (Building Information Modeling) ist nach wie vor in aller Munde. Gleichzeitig haben wir das Gefühl, die Grundidee und die optimale Vorgehensweise immer wieder beschreiben zu müssen, denn Statistiken und Erfahrungen zeigen, dass BIM einerseits noch immer nicht vollumfänglich in der Praxis angekommen ist und andererseits einige bereits weit vorauseilen.

Gemeinsam Großes schaffen

Alle wissen: Die Immobilien- und Baubranche befindet sich inmitten einer Zeitenwende. Die Erkenntnisse über die Ursachen sind bekannt. Auf dem Weg zur Erarbeitung und Anwendung von Lösungsansätzen liegen jede Menge Stolpersteine. Der Eindruck entsteht, dass uns unsere Nachbarn in Schweden, Dänemark und im angelsächsischen Raum vorauseilen. Dabei gewinnen im Rahmen der digitalen Transformation in der Branche neben BIM auch Begriffe wie LCM (Lean Construction Management) oder IPD (Integrated Project Delivery) immer mehr an Relevanz. Bei BIM und LCM nimmt die Resonanz im Markt zu, bei IPD aktuell noch weniger.

Integrale Planung

Die Integrale Planung setzt auf eine ganzheitliche Betrachtung eines Bauprojekts. Alle relevanten, Fachdisziplinen werden von Anfang an mit einbezogen, um eine optimale Abstimmung und Koordination zu gewährleisten. Architekten, Ingenieure, Bauherren und weitere Stakeholder arbeiten eng zusammen, um Synergien zu nutzen und mögliche Konflikte frühzeitig zu identifizieren. Im Mittelpunkt stehen ein lösungsorientiertes Miteinander und eine intensive sowie präzise Kommunikation während des gesamten Prozesses. Doch erst in Kombination von BIM mit den Grundsätzen von IPD erreicht die Integrale Planung ihre volle Effektivität und Wirtschaftlichkeit. Integrale Planung nach diesem Framework verbessert nicht nur die Qualität des Projekts (Produktes), sondern steigert auch die Effizienz. Zeit- und Ressourcen werden sinnvoll eingesetzt, was zu einem reibungslosen Ablauf führt. Hinzukommt, dass durch Anwendung der Mehrparteien/Allianzverträge für alle Beteiligten das Projekt durch ein ganz neues Mindset durchdrungen wird. Letztendlich kann dieser Ansatz zu einer Reduzierung der Kosten u.a. in Form von einem Bonussystem bei Unterschreitung von Kostengrenzen führen.

Die Vorteile: Transparenz, Kommunikation und Kooperation

Die integrierte Arbeitsweise ermöglicht, vor Baubeginn Fehler zu erkennen und frühzeitig Lösungen dafür zu entwickeln. Zudem haben alle Projektbeteiligten jederzeit und von überall aus Zugriff auf die relevanten Daten zum Bauvorhaben. Damit steigt die Transparenz, die Kommunikation und das Informationsmanagement werden einfacher, das Miteinander gestaltet sich ganzheitlich und nachhaltig.

Wir möchten Planen und Bauen neu denken

Dies geht nur gemeinsam. Mit Menschen, die das gleiche Mindset teilen und Eingefahrenes hinter sich lassen möchten. In Zusammenhang mit BIM, LCM und IPD spüren und erkennen wir, dass es mühsam ist, sich an diesen Themen abzuarbeiten und die passenden Netzwerke von Partnern, Bauherrn, Planungsbeteiligten oder ausführenden Firmen aufzubauen. Veränderungen sind oftmals erst über größere Zeiträume sichtbar.

Dennoch, die Vorteile überwiegen: Es lohnt sich, in diese Themen zu investieren und Netzwerke aufzubauen, auch in 2024. Also, dranbleiben!


Wechselwirkung zwischen BIM und der Kreislaufwirtschaft im Lebenszyklus

Wechselwirkung zwischen BIM und der Kreislaufwirtschaft im Lebenszyklus

BIM trägt substanziell zur Förderung der Kreislaufwirtschaft bei, indem es die nahtlose Integration von Daten bezüglich Materialien und Ressourcen in den Verlauf von Planungs- und Bauprozessen ermöglicht.

Die Bau- und Immobilienwirtschaft benötigt Konzepte und Lösungsansätze, die eine nachhaltige Zukunft gewährleisten. In diesem Zusammenhang stellen Building Information Modeling (BIM) und die Kreislaufwirtschaft zwei eng miteinander verbundene Konzepte dar, die im Zusammenspiel eine nachhaltigere Perspektive für die Bauwirtschaft eröffnen können.
BIM verkörpert einen methodischen Ansatz zur Erstellung und Verwaltung digitaler Gebäudemodelle. Diese Modelle sind umfassend mit Daten zu den Gebäudekomponenten, einschließlich Materialien, Systemen und Anlagen, angereichert. BIM ermöglicht es den Beteiligten, Informationen effizient auszutauschen, zu ändern und zu nutzen, um die Planung, den Bau, den Betrieb und den Rückbau von Gebäuden zu optimieren.

Die Kreislaufwirtschaft hingegen manifestiert sich als ein Paradigma, das darauf abzielt, Abfall zu reduzieren, Ressourcen zu schonen und Umweltauswirkungen zu minimieren. Hierbei liegt der Fokus darauf, Materialien und Produkte in einer Art zu gestalten, welche ihre Wiederverwendbarkeit, ihr Recycling oder biologischen Abbau am Lebensende ermöglicht. Die Kombination von BIM und Kreislaufwirtschaft ermöglicht eine umfassendere Nachhaltigkeitsdimension über den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken. Beispielsweise können in BIM-Modellen Informationen über die Materialzusammensetzung und das Potenzial von Materialien für eine spätere Wiederverwendung oder ein Recycling erfasst und ausgewertet werden. So können Gebäude von Anfang an für eine spätere Wiederverwendung oder ein Recycling geplant werden. Darüber hinaus ist BIM in der Lage, den Ressourcenabbau zu begrenzen, indem die Projektbeteiligten die benötigten Materialien und deren Verwendung detailliert planen können. Dadurch kann der Materialverbrauch reduziert und eine effiziente Ressourcennutzung sichergestellt werden.

Die Überwindung von Herausforderungen erfordert eine innovative Bewältigungsstrategie auf dem Weg in eine nachhaltig ausgerichtete Zukunft.

Obwohl die Verschmelzung von Building Information Modeling (BIM) und Kreislaufwirtschaft eine vielversprechende Synergie darstellt, zeigen sich auch spezifische Herausforderungen bei der Umsetzung dieser beiden Konzepte. Eine der größten Herausforderungen ist die mangelnde Eignung vieler Baumaterialien für die Wiederverwendung oder das Recycling. In dieser Hinsicht ist es wichtig, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft bereits in der Planungs- und Entwurfsphase eines Bauwerks zu berücksichtigen, um die spätere Wiederverwendbarkeit oder Recyclingfähigkeit der Materialien zu gewährleisten.
Darüber hinaus ist die Vollständigkeit des konsolidierten BIM-Modells von entscheidender Bedeutung, um ein effizientes Ressourcenmanagement im Kontext der Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Dazu gehören genaue Informationen über die Materialzusammensetzung, die Herkunft der Materialien, ihre Verwendung im Gebäude und das Potenzial für Wiederverwendung oder Recycling am Ende des Lebenszyklus des Gebäudes. Zusätzlich erfordert das Management von Wiederverwendungs- und Recyclingaspekten innerhalb eines Kreislaufwirtschaftssystems eine vielschichtige Komplexität. Hier ist eine enge Kooperation und Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren wie Bauherren, Planern, Bauunternehmern und Recyclingunternehmen notwendig, um eine reibungslose Umsetzung der Kreislaufwirtschaft zu gewährleisten.

Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert innovative Ansätze und Lösungen. Dies betrifft auch die Integration von BIM und Kreislaufwirtschaft auf mehreren Ebenen, einschließlich der Interoperabilität von Daten aus verschiedenen Softwarelösungen, der Nutzung von Material- und Umweltdaten über den gesamten Lebenszyklus sowie der Gewährleistung von Datenhoheit und -sicherheit.

Die Synergien zweier Konzepte als Katalysator für neuartige Innovationsimpulse im Lebenszyklus eines Gebäudes.

Die Synergien von BIM und dem Konzept der Kreislaufwirtschaft zeigen nicht nur Herausforderungen, sondern auch ein erhebliches Potenzial für Innovationsimpulse im Kontext der Bau- und Immobilienwirtschaft, wie die folgende Auflistung verdeutlicht:

• Generierung neuer Geschäftsmodelle: Die Integration von Konzepten der Kreislaufwirtschaft in den Kontext von BIM kann die Etablierung neuer Geschäftsmodelle induzieren. Ein beispielhaftes Szenario wäre die Spezialisierung von Unternehmen auf das Recycling von Baustoffen oder die Etablierung einer Plattform für den Handel mit wiederverwendbaren Materialien.

• Nachhaltige Gebäudeplanung: BIM kann genutzt werden, um die Nachhaltigkeit von Gebäuden von Anfang an zu planen und zu optimieren. Durch die Integration der Kreislaufwirtschaft in die Planung können Abfallvermeidung, Recycling und Wiederverwendung von Materialien in den Entwurf integriert werden. So können Gebäude von Anfang an nachhaltiger gestaltet werden.

• Optimierter Materialeinsatz: Durch die Einführung von Building Information Modeling (BIM) können Materialien präziser geplant und eingesetzt werden. Dadurch kann der Materialverbrauch reduziert werden, was sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile mit sich bringt.

• Optimierung des Energieverbrauchs: Durch die Verknüpfung von BIM mit Konzepten der Kreislaufwirtschaft kann der Energieverbrauch von Gebäuden optimiert werden. BIM ermöglicht die Erfassung von Energieverbrauchsdaten, die zur Minimierung des Energiebedarfs von Gebäuden genutzt werden können. Durch die Integration von Konzepten der Kreislaufwirtschaft können zudem erneuerbare Energiequellen bevorzugt und der Energieverbrauch weiter reduziert werden.

• Digitale Demontage (Rückbau): BIM kann auch zur Optimierung des Rückbaus von Bauwerken und der effizienten Wiederverwertung von Materialien eingesetzt werden. Die digitale Dokumentation von Materialien und ihren Eigenschaften ermöglicht eine verbesserte Sortierung und Wiederverwertung, was zu einer effizienteren Wiederverwendung von Materialien führt und Abfall minimiert.

• Festlegung von Rückbau- und Recyclingstrategien: BIM kann genutzt werden, um Informationen über das Alter, den Zustand und die Zusammensetzung von Materialien in Bauwerken zu sammeln. Diese Informationen können dazu beitragen, Strategien für einen geordneten Rückbau und ein effektives Recycling von Gebäuden zu entwickeln, was zu einer optimierten Nutzung von Materialien führt.

• Innovation und neue Technologien: Die Verschmelzung von BIM und Kreislaufwirtschaft kann zur Generierung neuer Technologien und Instrumente beitragen, die die Nachhaltigkeit im Bausektor vorantreiben. Neue Softwaretools könnten entwickelt werden, um die Bewertung der Kreislauffähigkeit von Materialien zu ermöglichen oder bestehende Technologien wie Blockchain zu nutzen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Verknüpfung von digitalen Lösungen wie Building Information Modeling mit Konzepten wie der Kreislaufwirtschaft ein erhebliches Innovations- und Nachhaltigkeitspotenzial für die Bau- und Immobilienwirtschaft eröffnet. Auch wenn Herausforderungen bei der Umsetzung bestehen, können diese durch kooperatives Handeln der Akteure und die Entwicklung von Strategien mit entsprechenden Standards überwunden werden. Durch die Synthese von digitalen Werkzeugen und nachhaltigen Konzepten können Bauwerke in Zukunft so geplant und errichtet werden, dass ihr Energieverbrauch reduziert, ihre Abfallproduktion minimiert und ihre Lebensdauer verlängert wird.